Doch der Reihe nach: Wir waren ja zum Kirchweihfest geladen, das am frühen Samstagabend mit geistlicher Chormusik in der Pfarrkirche St. Georg eingeläutet wurde. Die Vokalgruppe Vox Augustana, in der auch unser rotarischer Freund Paul Michelfeit mitsingt, beglückte uns mit einem Liederprogramm, das von Monteverdis „Kyrie eleison“ bis zum zeitgenössischen „O radiant dawn“ von James McMillan reichte. Derart chormusikalisch gestärkt trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im ehemaligen Strassenbahndepot, welches nicht nur ein Museum für Mazda-Fahrzeuge beherbergt, sondern auch ein originelles Bistro. Die rotarische Präsenz war beeindruckend, nahmen doch über 60 Personen teil und genossen die bunt gemischte Gesellschaft und das wohlschmeckende Essen.
Ein weiterer Höhepunkt des diesjährigen Partnerclub-Treffens erwartete uns am Sonntagmorgen in zwei dem Publikum zugänglichen historischen Wassertürmen – auch diese vom Hotel bequem zu Fuss erreichbar. Unter kompetenter Führung von Florian Reichenbach wurden wir in die physikalischen und mechanischen Geheimnisse der beiden Türme eingeweiht, die in den Jahren 1463, respektive 1470 errichtet worden waren. Mit der Wasserkraft aus Zuleitungen des Flusses Lech und gleichzeitiger Zuführung von reinem Quellwasser aus der weiteren Umgebung der Stadt wurde in den Türmen das Trinkwasser für obere und untere Stadt Augsburg mittels kommunizierender Röhren hochgepumpt und weiterverteilt.
Dieses ausgeklügelte System wurde im Laufe der Jahrhunderte kontinuierlich weiterentwickelt. Bekannt wurde vor allem Brunnenmeister Caspar Walter, der Mitte des 18. Jahrhunderts einen detaillierten Beschrieb der Wassertürme, des Leitungs- und Brunnensystems sowie der Wasserwerke verfasste, was einen eigentlichen „Wasser-Tourismus“ auslöste. Ingenieure und Brunnenmeister interessierten sich dafür, das Augsburger Wasser-System andernorts anzuwenden.
Anhand verschiedener Modelle erläuterte uns Florian Reichenbach die Entwicklung der Pumpanlagen in den Wassertürmen, die bis 1879 in dieser Form in Betrieb waren. Weil sich damals zeigte, dass mit der kräftig wachsenden Bevölkerung die hygienische Trennung von frischem Brunnenwasser und offen entsorgtem Abwasser nicht mehr überall möglich war und die Seuchengefahr stieg, wurde die Wasserversorgung komplett umgebaut. Augsburg muss zu jener Zeit eine einzige Baustelle gewesen sein, um sowohl Wasserversorgung wie -entsorgung über Hausanschlüsse sicherzustellen.
Vom Wasser zum mit Hopfen und Malz veredelten Wasser ging anschliessend die Reise: Nämlich von Augsburg hinaus zur Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld, wo der Kirchweihsonntag mit dem unbedingt dazu gehörenden Gansessen seinen kulinarischen Höhepunkt fand. Begleitet vom lokalen Klosterbräu und abgerundet von schmackhaften Eigenbränden fand das diesjährige Partnerclub-Treffen seinen würdigen Abschluss. Und ganz zum Schluss wurden die Kreuzlinger Augsburg-Reisenden vom kompetenten Chauffeur Daniel Sollberger in Rekordzeit zurück nach Kreuzlingen gefahren – fast zu schnell, um einen ausgedehnten Verdauungsschlaf zu geniessen.