Eine rotarische Reise in die Pfalz

Donnerstag, 30. Juni 2022

Pfalz zum Dritten: die Geduld hat sich gelohnt!

Eines ist allen teilnehmenden Pfalz-Reisenden klar: Die Reise hatte zwei Stars, welche für deren Erfolg sorgten. Einerseits hat unser Mitglied Manuela Eichenlaub die Reise in ihre Heimat mit viel Herzblut und persönlichem Engagement organisiert, anderseits hat unser architekturhistorischer Doyen Hugo Bertet einmal mehr bei seiner Führung durch den Dom in Speyer unseren Horizont erweitert. Dafür gilt beiden Stars unser herzlicher Dank und grosse Anerkennung.

Hugo Bertet in seinem Element im Dom zu Speyer.

34 reiselustige Mitglieder, Angehörige und Gäste des Rotary Clubs Kreuzlingen setzten sich am Freitag, 24. Juni, erwartungsvoll bei schönstem Wetter in den Zug von Konstanz nach Karlsruhe, um im dritten Versuch dieser von unserer rotarischen Freundin Manuela Eichenlaub organisierten Reise in die Pfalz zum Erfolg zu verhelfen. Und die Geduld hat sich gelohnt: mit Freude darf man auf eine gelungene, von meist herrlichem Wetter begünstigte Reise in die Heimat von Manuela zurückblicken.

Zweimal musste die Reise verschoben werden, die Manuela in ihrem Programmjahr 2019/20 geplant hatte. Doch sie hat nicht aufgegeben und uns nun die Schönheiten und Eigenarten ihrer Heimat nähergebracht – und das im Stil würdig einer ehemaligen Weinprinzessin der südlichen Weinstrasse (siehe Bild). Doch die Pfalz ist nicht Wein allein, obwohl dieser in grossem Stil angebaut wird und generell ein respektables Qualitätsniveau erreicht hat. Eine Kellerführung mit Verkostung im weitverzweigten historischen Kellernetz des renommierten Produzenten Bassermann-Jordan in Deidesheim bildete denn auch einen der Höhepunkte unserer Reise.

Hambacher Schloss – frühe Demokratiebestrebungen

Beeindruckend war insbesondere die interessante Führung im und um das Hambacher Schloss. Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Anlage, die in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts letztmals renoviert wurde, präsentierte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch als Ruine. Damals, genau im Jahr 1832, wurde die Schlossruine durch das von etwa 25’000 Menschen besuchte sechstägige „Nationalfest der Deutschen“ zum Schauplatz der frühen Demokratiebestrebungen auf deutschem Boden. Anlass war die Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung über Repressionsmassnahmen der bayerischen Verwaltung. Diese hatte in den Jahren nach 1816 wichtige Errungenschaften zurückgenommen, die dem Volk in der Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich gewährt worden waren. Nachdem die bayerische Obrigkeit eine strenge Zensur eingeführt und politische Kundgebungen verboten hatte, gaben die Organisatoren die Veranstaltung als „Volksfest“ aus. Die Pfälzer fanden Unterstützung bei zahlreichen anderen Volksgruppen und Einzelpersonen, vor allem aus dem revolutionären Frankreich und aus Polen.

Seit jenem Fest gilt das Hambacher Schloss als Sinnbild der Demokratie in ganz Deutschland. (Quelle: Wikipedia)

Säuerlich-süsse Überraschung

Für die meisten Reisenden kam die Überraschung gleich nach der Ankunft in der Pfalz: Der „Doktorenhof“ in Venningen erwies sich nicht als medizinische Institution, doch die dort hergestellten Produkte sind sicherlich der Gesundheit zuträglich. Was in dieser Essigmanufaktur nach langjähriger Fassreife und nach Zugabe wohlriechender Kräuter und Essenzen den Keller verlässt, soll nicht einfach in die Salatsauce gemischt werden, sondern je nach Geschmack in homöopathischen Dosen sorgfältig zubereiteten Speisen beigegeben oder gar als Apéritif oder Digéstif in winzigen Schlückchen genossen werden. Das Ergebnis der exzellent präsentierten Degustation zeigte sich in der anschliessenden Kauffreudigkeit unserer Gruppe.

Höhepunkt in Speyer

Ganz in seinem Element war Hugo Bertet, der uns den im 11. Jahrhundert erbauten Dom zu Speyer näherbrachte – die grösste erhaltene romanische Kirche der Welt. Entstehungsgeschichte und detaillierte bauliche Informationen könnten Bücher füllen, doch Hugo versteht es immer wieder, uns in anschaulicher Weise architektonische Besonderheiten zu erklären, wie etwas das Kreuzgratgewölbe des Doms, das damals das grösste seiner Art im ganzen Reichsgebiet war. Für Eidgenossen (und Österreicher) interessant ist sicher auch die Tatsache, dass in der Kaisergruft des Doms der 1291 verstorbene Rudolf von Habsburg begraben ist. Die zugängliche Grabplatte Rudolfs stellt zudem das erste bekannte lebensechte Portrait einer Person des Mittelalters dar.

Alles in allem eine sehr gelungene Reise, bei welcher auch kleinere Unzulänglichkeiten der Deutschen Bahn die gute Stimmung der Gruppe nicht drücken konnten. Um einige Erkenntnisse reicher kehrten die Pfalz-Reisenden in die Region Kreuzlingen zurück – unter anderem wissen wir jetzt alle um die Bedeutung des Autokennzeichens SÜW und natürlich um den kulinarischen Höhepunkt des Pfälzer Saumagens, der sich im von Manuela astrein gesprochenen Pfälzisch auch gar nicht mehr so dramatisch anhört und vorzüglich schmeckt!

Im Mönchsgewand wird der Essigkeller besichtigt

Andächtige Zuhörerinnen im tiefen Essigkeller

Kurz vor der Abfahrt zum Hambacher Schloss

Die Aussicht auf die Rheinebene vom Hambacher Schloss ist einmalig

Eine rotarische Reise bietet viel Zeit für gute Gespräche

Und Architekturkenner Hugo ist schon auf Schloss Hambach gefragt

Gruppenweise wird das Schloss besichtigt

Die kompetente Schlossführerin findet offene Ohren bei Manuela

Rotarische Reisende sind aufmerksame ZuhörerInnen

War das vor oder nach der Weindegustation?

Es muss vorher gewesen sein - bei Bassermann-Jordan in Deidesheim

Domplatz in Speyer: Hugo kommt langsam ins Feuer

Österreich und Schweiz vereint vor Rudolf von Habsburg

Kunst- und Architekturgeschichte mit Hugo macht richtig Spass

Und wir wünschen uns mehr Anlässe dieser faszinierenden Art

Sieht aus wie eine ausserordentlich aufmerksame Schulklasse

Das Kreuzgratgewölbe des Doms zu Speyer war das grösste seiner Art

Danke der früheren Weinprinzessin für die tolle Organisation!