34 reiselustige Mitglieder, Angehörige und Gäste des Rotary
Clubs Kreuzlingen setzten sich am Freitag, 24. Juni, erwartungsvoll bei
schönstem Wetter in den Zug von Konstanz nach Karlsruhe, um im dritten Versuch
dieser von unserer rotarischen Freundin Manuela Eichenlaub organisierten Reise
in die Pfalz zum Erfolg zu verhelfen. Und die Geduld hat sich gelohnt: mit
Freude darf man auf eine gelungene, von meist herrlichem Wetter begünstigte
Reise in die Heimat von Manuela zurückblicken.
Zweimal musste die Reise verschoben werden, die Manuela in
ihrem Programmjahr 2019/20 geplant hatte. Doch sie hat nicht aufgegeben und uns
nun die Schönheiten und Eigenarten ihrer Heimat nähergebracht – und das im Stil
würdig einer ehemaligen Weinprinzessin der südlichen Weinstrasse (siehe Bild).
Doch die Pfalz ist nicht Wein allein, obwohl dieser in grossem Stil angebaut
wird und generell ein respektables Qualitätsniveau erreicht hat. Eine
Kellerführung mit Verkostung im weitverzweigten historischen Kellernetz des
renommierten Produzenten Bassermann-Jordan in Deidesheim bildete denn auch
einen der Höhepunkte unserer Reise.
Hambacher Schloss –
frühe Demokratiebestrebungen
Beeindruckend war insbesondere die interessante Führung im
und um das Hambacher Schloss. Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Anlage, die
in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts letztmals renoviert wurde,
präsentierte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch als Ruine.
Damals, genau im Jahr 1832, wurde die
Schlossruine durch das von etwa 25’000 Menschen besuchte sechstägige
„Nationalfest der Deutschen“ zum Schauplatz der frühen Demokratiebestrebungen
auf deutschem Boden. Anlass war die Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung
über Repressionsmassnahmen der bayerischen Verwaltung. Diese hatte in den
Jahren nach 1816 wichtige Errungenschaften zurückgenommen, die dem Volk in der
Zeit der Zugehörigkeit zu Frankreich gewährt worden waren. Nachdem die
bayerische Obrigkeit eine strenge Zensur eingeführt und politische Kundgebungen
verboten hatte, gaben die Organisatoren die Veranstaltung als „Volksfest“ aus.
Die Pfälzer fanden Unterstützung bei zahlreichen anderen Volksgruppen und
Einzelpersonen, vor allem aus dem revolutionären Frankreich und aus Polen.
Seit jenem
Fest gilt das Hambacher Schloss als Sinnbild der Demokratie in ganz
Deutschland. (Quelle: Wikipedia)
Säuerlich-süsse
Überraschung
Für die meisten Reisenden kam die Überraschung gleich nach
der Ankunft in der Pfalz: Der „Doktorenhof“ in Venningen erwies sich nicht als
medizinische Institution, doch die dort hergestellten Produkte sind sicherlich
der Gesundheit zuträglich. Was in dieser Essigmanufaktur nach langjähriger
Fassreife und nach Zugabe wohlriechender Kräuter und Essenzen den Keller
verlässt, soll nicht einfach in die Salatsauce gemischt werden, sondern je nach
Geschmack in homöopathischen Dosen sorgfältig zubereiteten Speisen beigegeben
oder gar als Apéritif oder Digéstif in winzigen Schlückchen genossen werden.
Das Ergebnis der exzellent präsentierten Degustation zeigte sich in der
anschliessenden Kauffreudigkeit unserer Gruppe.
Höhepunkt in Speyer
Ganz in seinem Element war Hugo Bertet, der uns den im 11.
Jahrhundert erbauten Dom zu Speyer näherbrachte – die grösste erhaltene
romanische Kirche der Welt. Entstehungsgeschichte und detaillierte bauliche
Informationen könnten Bücher füllen, doch Hugo versteht es immer wieder, uns in
anschaulicher Weise architektonische Besonderheiten zu erklären, wie etwas das
Kreuzgratgewölbe des Doms, das damals das grösste seiner Art im ganzen
Reichsgebiet war. Für Eidgenossen (und Österreicher) interessant ist sicher
auch die Tatsache, dass in der Kaisergruft des Doms der 1291 verstorbene Rudolf
von Habsburg begraben ist. Die zugängliche Grabplatte Rudolfs stellt zudem das
erste bekannte lebensechte Portrait einer Person des Mittelalters dar.
Alles in allem eine sehr gelungene Reise, bei welcher auch
kleinere Unzulänglichkeiten der Deutschen Bahn die gute Stimmung der Gruppe
nicht drücken konnten. Um einige Erkenntnisse reicher kehrten die
Pfalz-Reisenden in die Region Kreuzlingen zurück – unter anderem wissen wir
jetzt alle um die Bedeutung des Autokennzeichens SÜW und natürlich um den
kulinarischen Höhepunkt des Pfälzer Saumagens, der sich im von Manuela astrein
gesprochenen Pfälzisch auch gar nicht mehr so dramatisch anhört und vorzüglich
schmeckt!